Reiterhof eröffnen

von | Nov 23, 2023 | Unternehmensgründung | 0 Kommentare

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Lesezeit: 11 Minuten

Träumen Sie davon, Ihre Leidenschaft für Pferde und Reiten in eine berufliche Laufbahn umzuwandeln? Ob Sie ein erfahrener Reiter sind, der seine Expertise teilen möchte, oder ein Unternehmer, der nach einem neuen Geschäftsfeld sucht – einen Reiterhof zu eröffnen, lohnt sich. Pferdeanlagen als landwirtschaftliche Unternehmen zählen jedoch zu den kapitalintensiven Gründungsprojekten. Ein detaillierter Geschäftsplan ist daher essentiell, um das finanzielle Risiko im Voraus zu bewerten. In diesem Ratgeber-Artikel führen wir Sie Schritt für Schritt durch den Prozess der Gründung einer Reitschule. Von der Planung über die rechtlichen Rahmenbedingungen bis hin zum täglichen Betrieb. In diesem Leitfaden finden Sie alles, was Sie benötigen, um Ihren Traum von einer eigenen Reiterhof zu verwirklichen.

Voraussetzungen für die Pferdehaltung

Tierschutzgesetz (TierSchG )

Das Tierschutzgesetz (TierSchG)  bildet die Basis für die Pferdehaltung. Es definiert das Leben und Wohlbefinden der Tiere als schützenswert. Dies schließt artgerechte Haltung, ausreichend Bewegung und Kenntnisse über die Bedürfnisse der Tiere ein.

Gewerbliche Pferdehaltung ist genehmigungspflichtig

Für die gewerbliche Pferdehaltung, wie z.B. bei Pferdezüchtern, Pensionsbetrieben oder Reitschulen, ist gemäß §11 TierSchG Absatz 3c eine Erlaubnis des Veterinäramtes erforderlich. Diese wird erst nach einer Überprüfung der Reitanlage und Ihrer Kenntnisse erteilt.

GUT ZU WISSEN: Für private Pferdehaltungen ist keine spezielle Erlaubnis nötig, jedoch müssen baurechtliche Bestimmungen laut BauGB (speziell § 35 Bauen im Außenbereich) sowie die Anforderungen des Tierschutzgesetzes eingehalten werden.
Sachkundenachweis

Sie müssen Ihre Fachkenntnisse im Umgang mit Pferden belegen, um die Genehmigung für die Pferdehaltung zu erhalten. Gemäß der Verwaltungsvorschrift gelten Sie als sachkundig, wenn Sie entweder

  • eine relevante Aus- oder Weiterbildung absolviert haben oder
  • langjährige Erfahrung im privaten oder beruflichen Umgang mit Pferden nachweisen können.

Die Erlaubnis wird erteilt, sobald der Amtstierarzt überzeugt ist. Bei Zweifeln des Veterinäramtes an Ihren Kenntnissen können Sie diese in einem Fachgespräch darlegen, wobei Kenntnisse in grundlegender Biologie, Pferdehaltung, Fütterung, Krankheiten und tierschutzrechtlichen Bestimmungen erwartet werden. Oft wird zusätzlich eine Vertretung gefordert, die ebenfalls die erforderliche Sachkunde nachweisen muss.

Meldepflicht gemäß Viehverkehrsordnung 

Nach der Viehverkehrsordnung ist es für Pferdehalter außerdem verpflichtend, ihre Tiere beim Veterinäramt zu registrieren. Dieses Verfahren zielt auf die Überwachung und Gewährleistung des Tierwohls ab. Die Anmeldung ist meist einfach und ohne Kosten verbunden. Das Veterinäramt benötigt Informationen über die exakte Anzahl der Pferde, deren Verwendungszweck und ihren Aufenthaltsort.

Reitstall, Reiterhof, Reitschule oder Pferdesportzentrum

In diesem Artikel werden die Begriffe „Reitstall“, „Reiterhof“, „Reitschule“ und „Pferdesportzentrum“ synonym verwendet. Sie bezeichnen alle Formen von Einrichtungen, die sich mit der Haltung, Ausbildung und Betreuung von Pferden befassen, unabhängig von ihrer spezifischen Ausrichtung oder Größe.

Pferdesportanlagen dienen grundsätzlich der Unterbringung und dem Training von Pferden. Wesentliche Bestandteile sind meist Stallungen, Reithallen oder Außenreitplätze, Weiden und Paddocks sowie Nebengebäude für Material und Futter und Wohnräume für Personal und Besitzer. Größere Anlagen können außerdem Longie- Hallen und Führanlagen sowie Parcours für Springreiten oder Geländereiten umfassen.

Mit einem Reiterhof selbstständig machen

Reitstall bauen

Ein Bauvorhaben für einen Pferdestall muss sowohl die Mindestanforderungen der Leitlinien für Pferdehaltung des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMEL) erfüllen, einschließlich Aspekten wie Weide, Auslauf und Boxengröße, als auch baurechtlichen Voraussetzungen genügen. Die Genehmigung für den Stallbau hängt davon ab, ob das Projekt im Innen- oder Außenbereich einer Gemeinde geplant ist. Im Innenbereich ist die Errichtung meist möglich, vorausgesetzt, sie befindet sich nicht mitten in einem Wohngebiet und verursacht keine Probleme mit Nachbarn bezüglich Lärm- und Geruchsbelästigung.

Übernahme eines Reitstalls

Auch bei der Übernahme eines bestehenden Pferdebetriebs können Sie nicht davon ausgehen, dass alle Stalltrakte wie zuvor genutzt werden können, da ein Eigentümerwechsel den Bestandsschutz aufhebt. Eine Neubewertung und eventuelle Modernisierung der Pferdehaltung nach aktuellen Standards ist erforderlich.

Stallplätze vermieten

Viele Pferdebesitzer träumen davon, selbstständig Tiere in einem eigenen Stall zu halten. Ist ein Pachtgrundstück oder ein kleiner Hof gefunden, steht der Umsetzung nichts mehr im Weg. Wer jedoch auf die Idee kommt, die übrigen Stallplätze zu vermieten, um die Kosten zu decken, sollte aufpassen.

Sobald Sie für die Unterbringung fremder Pferde eine Gebühr verlangen, agieren Sie als gewerblicher Betrieb. Das gilt auch wenn keine Gewinnerzielungsabsicht vorliegt.

Reitunterricht anbieten

Auch die Überlegung, Reitunterricht anzubieten, um weitere Einnahmen zu generieren, sollte gut durchdacht sein, denn ein gewerbsmäßiger Reitbetrieb erfordert eine Erlaubnis des Veterinäramtes gemäß § 11 Abs. 1 Nr. 8c TierSchG. Dies soll sicherstellen, dass die Tierhaltung tierschutzgerecht erfolgt und die Betreiber sachkundig und zuverlässig sind, was durch entsprechende Qualifikationen und Nachweise belegt werden muss.

Hohe Investitionen erfordern eine gute Planung

Die Eröffnung eines Reiterhofes kostet viel Geld, insbesondere wenn zusätzliche Investitionen nötig werden und anfangs eventuell wenig Einnahmen zur Verfügung stehen. Um finanzielle Fehlkalkulationen zu vermeiden, sollten Sie einen Businessplan erstellen.

GUT ZU WISSEN: Der Bau einer Reithalle verursacht im Schnitt Kosten zwischen 130.000 und 260.000 Euro. Hinzu kommen noch Ausgaben für die Außenanlagen, die je nach Projekt zwischen 5.000 und 40.000 Euro liegen können.

Businessplan für einen Reiterhof erstellen

Für den Aufbau oder die Übernahme einer Pferdeanlage ist ein beträchtliches Startkapital erforderlich, oft im sechsstelligen Bereich. Allein die artgerechte Haltung der Tiere erfordert eine gewisse Stallgröße und Infrastruktur und auch für die üblichen Dienstleistungen eines Reiterhofs, wie Reitunterricht oder Gastronomie werden Räumlichkeiten mit ausreichend Platz und Versorgungsanschlüssen benötigt.

Ein gut strukturierter Businessplan für den Reiterhof hilft Ihnen den Überblick über die Finanzen zu bewahren und erleichtert den Zugang zu Fremdfinanzierung, falls Ihr Eigenkapital für die Gründung nicht ausreicht. Im Folgenden gehen wir auf die wichtigsten Inhalte eines Businessplans ein.

Standort

Der Standort sollte je nach Fokus der Anlage, wie Reitschule oder Pferdezucht, gewählt werden. Ideal ist eine Reitanlage am Ortsrand mit genügend Abstand zur nächsten Bebauung inklusive Geländereitmöglichkeiten. Schulbetriebe und Pensionspferdebetriebe sollten gut erreichbar sein, da sie besonders nachmittags und am Wochenende erhöhten Verkehr anziehen. Auch eine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist vorteilhaft, da viele Reitschüler Kinder und Jugendliche sind. Die Zufahrt sollte für Pferdetransporte geeignet sein und nicht durch Wohngebiete führen.

Vor dem (Um-)Bau oder Kauf einer Reitanlage sind wesentliche Anforderungen zu klären:

  • Wie viel Platz wird benötigt (Stalltypen, Serviceräume, Trainingsanlagen)?
  • Wer baut oder baut um (Vereine, Privatpersonen, Landwirte)?
  • Wo befindet sich die Reitanlage (z.B. in Dorfmisch- oder Gewerbegebieten)?

BEISPIEL: Für den Bau einer Reitanlage für 50 Pferde, inklusive Boxenstall, Paddock, Reithalle, Bergehalle, Dressur- und Springplatz sowie Parkplätzen und Verkehrsflächen, ist ein Flächenbedarf von etwa 1,5 bis 3 Hektar erforderlich. Zusätzlich sind pro Pferd 0,15 bis 1 Hektar Weidefläche in Betracht zu ziehen. Bei der Planung sollten Sie außerdem eine mögliche Erweiterung der Kapazitäten berücksichtigen.

GUT ZU WISSEN: Sind Turnierveranstaltungen geplant, müssen ausreichend Parkplätze über eine befestigte Zufahrt zur Verfügung stehen.

Angebot

Überlegen Sie sich, wo Ihr Schwerpunkt liegen soll und wie Sie sich im Markt positionieren, ob Reitunterricht für Anfänger bis Fortgeschrittene, spezialisierte Kurse in Dressur und Springreiten, Freizeitreiten, therapeutisches Reiten, Pensionsplätze für Privatpferde, Ausbildung von Pferden oder die Veranstaltung von Turnieren und Reitcamps. Finden Sie das, was Sie gerne tun und spezialisieren Sie sich darauf.

Trends in der Pferdehaltung

Der Trend in der Pferdehaltung geht hin zu luftigen, hellen und natürlichen Stallungen. Artgerechte Haltung und Bewegungsställe sind zunehmend gefragt. Der Mindeststandard ist heute eine Box mit Fenster, idealerweise mit Paddock oder sogar Gruppenhaltung.

GUT ZU WISSEN: Ställe mit Paddockboxen und Gruppenhaltung sind selbst bei höheren Preisen von bis zu 600 Euro pro Monat stark nachgefragt.

Moderne Reitanlagen bieten neben der klassischen Reithalle mit Reiterstübchen umfangreiche Einrichtungen wie hochwertige Sanitäranlagen, Umkleideräume, Aufenthaltsbereiche, Gastronomie, Seminarräume und Spielbereiche für Kinder. Auch isolierte Reithallen, die im Sommer angenehme Temperaturen bieten und teilweise offen oder mit absenkbaren Fenstern ausgestattet sind, sind gefragt. Solche Anlagen bieten Qualität und Komfort für Pferd und Reiter und tragen zur Kundenbindung bei.

Marktanalyse

Analysieren Sie, welche Angebote Reitschulen im näheren Umkreis machen und wagen Sie etwas Neues. Heben Sie sich mit einem klaren Alleinstellungsmerkmal (engl. Unique Selling Proposition =USP) von Ihren Wettbewerbern ab. Zu Ihren Mitbewerbern zählen Reiterhöfe, Reitschulen und Pferdebetriebe. Je nach Angebot können aber auch Sportvereine mit Ihnen um Ihre Zielgruppe konkurrieren.

Zielgruppe

Die Zielgruppe eines Reiterhofs hängt von den angebotenen Dienstleistungen und der Ausrichtung des Hofs ab. Folgende Personengruppen kommen in Betracht:

  • Hobbyreiter: Personen, die Reiten als Freizeitbeschäftigung betrachten und regelmäßig Reitstunden nehmen möchten.
  • Anfänger und Kinder: Einsteiger in den Reitsport, einschließlich Kinder, die grundlegende Reitfähigkeiten und den Umgang mit Pferden erlernen möchten.
  • Fortgeschrittene Reiter: Erfahrenere Reiter, die an fortgeschrittenen Techniken und Disziplinen wie Dressur, Springreiten oder Vielseitigkeitsreiten interessiert sind.
  • Wettbewerbsreiter: Sportreiter, die an Turnieren teilnehmen und spezialisiertes Training sowie Unterstützung bei Wettbewerben suchen.
  • Pferdebesitzer: Personen, die Stallplätze für ihre eigenen Pferde suchen, möglicherweise mit zusätzlichen Dienstleistungen wie Fütterung, Pflege und Training.
  • Therapeutisches Reiten: Personen, die von therapeutischem Reiten profitieren könnten, einschließlich Menschen mit körperlichen, emotionalen oder anderen Entwicklungsstörungen.
  • Touristen und Tagesbesucher: Touristen oder lokale Besucher, die Reitausflüge oder einmalige Reiterlebnisse suchen.

Personal

Um einen Reiterhof zu betreiben, benötigen Sie in den meisten Fällen Unterstützung durch Mitarbeiter in Bereichen wie Pferdepflege, Reitunterricht und Stallmanagement. Achten Sie bei der Personalauswahl auf entsprechende Qualifikationen, Erfahrung im Umgang mit Pferden sowie pädagogische Fähigkeiten und Teamgeist. Zudem ist es wichtig, dass das Personal Ihre Philosophie und Werte teilt.

Rechtsform

Bevor Sie einen Reiterhof eröffnen können, müssen Sie sich Gedanken über Ihre Rechtsform machen. Je nach Größe, Zielsetzung und finanzieller Struktur können unterschiedliche Rechtsformen gewählt werden.

  • Einzelunternehmen sind eine verbreitete Option für kleinere, privat geführte Höfe, bieten aber keine Haftungsbeschränkung. Das bedeutet, dass Sie mit Ihrem gesamten Privatvermögen haften.
  • Personengesellschaften wie die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) werden gerne für gemeinschaftlich geführte Reiterhöfe genutzt. Um eine Personengesellschaft zu gründen, benötigen Sie mehr als einen Gründer.
  • Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und die Unternehmergesellschaft (UG haftungsbeschränkt) eignen sich für größere Unternehmungen, können aber grundsätzlich auch alleine gegründet werden. Ihr größter Vorteil ist die Haftungsbegrenzung auf das Geschäftsvermögen.
  • Für gemeinnützige oder soziale Projekte kommen auch eine gemeinnützige GmbH (gGmbH) oder ein eingetragener Verein (e.V.) in Frage.

Die Wahl der Rechtsform sollte unter Berücksichtigung der Haftung und der steuerrechtlichen Aspekte sowie der betrieblichen Bedürfnisse getroffen werden. Informieren Sie sich über die Vorteile und Nachteile der einzelnen Rechtsformen und lassen Sie sich bei Bedarf beraten.

Investitionskosten und Finanzierungsmöglichkeiten

Die Investitionskosten für den Aufbau eines Reiterhofs können erheblich sein und hängen davon ab, wie groß die Anlage ist und welche Infrastruktur bereits vorhanden ist. Zu den Investitionskosten gehören:

  • Grundstückskauf oder -pacht: Kosten für den Erwerb oder die Pacht eines Grundstücks.
  • Bau- und Renovierungskosten: Errichtung oder Umbau von Stallungen, Reithallen, Außenplätzen, Paddocks, Lager- und Versorgungseinrichtungen.
  • Ausrüstung: Erstausstattung an Reitausrüstung, Stallbedarf und Pflegematerial.
  • Einrichtung: Kosten für Büromöbel, Computer und Drucker.

Laufende Betriebskosten

Zu den laufenden Betriebskosten eines Reiterhofs gehören:

  • Futter- und Pflegekosten für die Pferde: Dies umfasst Heu, Kraftfutter, Einstreu sowie laufende medizinische Versorgung und Hufpflege.
  • Personalkosten: Gehälter für Reitlehrer, Stallpersonal und Verwaltung.
  • Instandhaltung und Reparaturen: Regelmäßige Wartung von Stallungen, Reithallen, Weidezäunen, Reitausrüstung und Maschinen.
  • Energie- und Wasserkosten: Strom, Heizung und Wasser für Stallungen, Reithallen und andere Betriebsgebäude.
  • Versicherungen: Betriebshaftpflicht und Gebäudeversicherung
  • Verwaltungskosten: Kosten für Buchhaltung, Software, Büromaterial und Kommunikation.
  • Marketing und Werbung: Ausgaben für Werbematerial, Website-Pflege, soziale Medien und Veranstaltungen.
  • Steuern und Gebühren: Grundsteuer, Gewerbesteuer und eventuelle Verbandsbeiträge.
  • Fahrzeug- und Transportkosten: Wartung und Betrieb von Fahrzeugen und Anhängern, die für den Betrieb und den Transport der Pferde benötigt werden.
  • Miete oder Darlehensrückzahlungen: Falls das Grundstück oder Gebäude gemietet oder über einen Kredit finanziert wird.

Berücksichtigen Sie alle relevanten Kostenfaktoren in der Finanzplanung und planen Sie zur Sicherheit noch etwa 20% der Kosten als Puffer zusätzlich ein.

Finanzplanung und Finanzierung

Nehmen Sie sich Zeit für eine sorgfältige Finanzplanung, um die Liquidität und Rentabilität Ihres Reiterhofs sicherzustellen. Denn gerade am Anfang sind die Kosten oft hoch und die Einnahmen lassen auf sich warten. Damit Sie langfristig von Ihren Einkünften leben können, muss das Vorhaben tragfähig sein und über kurz oder lang auch Gewinne abwerfen. Dafür ist eine realistische Wirtschaftlichkeitsberechnung wichtig. Ein fundierter Finanzplan umfasst folgende Teilpläne:

Die Finanzierung kann über Eigenkapital, wie persönliche Ersparnisse erfolgen oder durch Bankkredite, Fördermittel und Zuschüsse. Wenn Sie eine Finanzierung oder einen Bankkredit beantragen möchten, müssen Sie in jedem Fall einen Businessplan und Finanzplan erstellen.

Preisgestaltung und Einnahmequellen

Die Haupt-Einnahmequellen eines Reiterhofs sind Einnahmen aus Reitunterricht, Pensionspferdehaltung und eventuell dem Verkauf von Pferden oder Zuchttätigkeiten. Die Preise für Reitstunden sind in der Regel je nach Niveau und Gruppengröße unterschiedlich. Preise für Einsteller variieren je nach Art der Unterbringung und Zusatzleistungen wie Fütterung, Pflege oder Training. Weitere Einkünfte können Sie durch das Ausrichten von Turnieren, Veranstaltungen, Reitcamps oder Therapieangeboten generieren. Zusätzlich bieten sich Möglichkeiten wie der Verkauf von Reitzubehör, die Vermietung von Anlagen oder ein Gastronomiebetrieb an.

Marketing und Kundenbindung

Effektives Marketing und Kundenbindung sind für den Erfolg eines Reiterhofs entscheidend. Ein starker Online-Auftritt, einschließlich einer professionellen Website und aktiver Präsenz in sozialen Medien, kann die Sichtbarkeit erhöhen und neue Kunden anziehen. Veranstaltungen wie Tag der offenen Tür, Reitvorführungen und Workshops bieten Gelegenheiten, den Hof der Öffentlichkeit vorzustellen. Kundenbindungsmaßnahmen können Treueprogramme, Rabatte für Mehrfachbuchungen oder spezielle Angebote für Stammkunden umfassen.

Sicherheitsstandards und Unfallverhütung

Sicherheit und Unfallverhütung sind wichtige Aspekte beim Betrieb eines Reiterhofs. Es beginnt mit der sicheren Gestaltung der Anlage, inklusive stabiler Zäunung, rutschfesten Bodenbelägen in Stallungen und Reithallen sowie gut gewarteten Reitgeräten und -ausrüstungen. Dazu gehört auch das Tragen von Schutzausrüstung wie Helmen, Rückenprotektoren und geeignetem Schuhwerk im Reitunterricht. Durch diese Maßnahmen wird ein sicheres Umfeld für Pferde, Reiter und Personal gewährleistet.

GUT ZU WISSEN: Zur Unfallverhütung gehört auch, dass der Betrieb seiner gesetzlichen Pflicht zur betrieblichen Eigenkontrolle gem. § 11 TierSchG nachkommt.

Versicherungen und rechtliche Absicherung

Falls doch einmal ein Unfall passiert, ist es wichtig, dass Sie und Ihre Betrieb abgesichert sind. Eine Betriebshaftpflichtversicherung ist unerlässlich, um sich gegen Schadensersatzansprüche Dritter abzusichern, die durch Unfälle oder andere Vorfälle auf dem Reiterhof entstehen können.

Neben der Betriebshaftpflichtversicherung ist die gesetzliche Unfallversicherung wichtig. Diese wird durch die Berufsgenossenschaft VBG abgedeckt. Dies gilt für Vereine, Gesellschaften bürgerlichen Rechts und ähnliche Rechtsformen, jedoch nicht für private Einzelpersonen, die Pferde halten.

Außerdem sollten Sie eine geeignete Haftpflichtversicherung sowohl für die eigenen Betriebspferde (Tierhalterhaftpflicht) als auch für die Pensionspferde (Tierhüterhaftpflicht) abschließen. Für Gebäude und Ausrüstung empfiehlt sich eine Sach- und Feuerversicherung. Darüber hinaus sollten Sie auch an die Sozialversicherungen für Ihre Mitarbeiter denken.

Welche Steuern fallen bei einem Reiterhof an?

Steuerlich ist entscheidend, ob Ihre Pferdehaltung als Landwirtschaftlicher Betrieb oder Gewerbe eingestuft wird.

  • Als landwirtschaftlicher Betrieb sind Sie von der Gewerbesteuer befreit und können einen Einkommensteuerfreibetrag von 900 EUR geltend machen.
  • Als Gewerbebetrieb müssen Sie Gewerbesteuer und Umsatzsteuer abführen. Je nach Rechtsform unterliegen Ihre Gewinne außerdem der Kapitalertragsteuer oder der Einkommensteuer.

Pensionspferdehaltung, die Ausbildung eigener Pferde und die Vermietung von eigenen Reitpferden zählen zu Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft, wenn für die gehaltenen Tiere eine ausreichende Futtergrundlage in Form von landwirtschaftlichen Nutzflächen zur Verfügung steht. Zur Ermittlung der notwendigen Futtergrundlage werden die gehaltenen Tiere in Vieheinheiten umgerechnet:

Vieheinheitengrenze nach §13 Abs.1 nr. 1 Satz 2 EStG
für die ersten 20 Hektar nicht mehr als 10 Vieheinheiten pro Hektar
für die nächsten 10 Hektar nicht mehr als 7 Vieheinheiten pro Hektar
für die nächsten 20 Hektar nicht mehr als 6 Vieheinheiten pro Hektar
für die nächsten 50 Hektar nicht mehr als 3 Vieheinheiten pro Hektar
und für die weitere Fläche nicht mehr als 1,5 Vieheinheiten pro Hektar.
Hinweise:
– Ein ausgewachsenes Pferd, das älter als drei Jahre ist, entspricht einem Umrechnungsschlüssel von 1,1 Vieheinheiten.
– Kleinpferde und Pferde unter 3 Jahre werden mit 0,7 Vieheinheiten berücksichtigt.

Tabelle: Ausreichende Futtergrundlage in Vieheinheiten pro Hektar (Quelle: Gesetze im Internet)

Sobald Sie zusätzliche Dienstleistungen wie eine Gastronomie oder ein Reiterstübchen anbieten, werden Sie als Gewerbe eingestuft. Reitunterricht fällt zunächst einmal unter eine freiberufliche Tätigkeit.

Fazit

Für die Gründung eines Reiterhofs ist eine sorgfältige Planung und Vorbereitung wichtig. Denn es sind einige rechtliche Vorgaben, wie veterinärrechtliche Genehmigungen, das Tierschutzgesetz und der Sachkundenachweis für Pferdehaltung und -pflege zu berücksichtigen. Aber auch für eine Gewerbeanmeldung und die finanzielle Planung, einschließlich der Abschätzung der Anfangsinvestitionen und der Identifizierung möglicher Einnahmequellen, sollten Sie sich ausreichend Zeit nehmen. Darüber hinaus sind Aspekte wie die Gestaltung des Betriebs, die Auswahl einer passenden Rechtsform und die Beachtung arbeitsrechtlicher Bestimmungen von großer Bedeutung. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg!

FAQ

1. Wann ist Pferdehaltung gewerblich?

Eine gewerbsmäßige Pferdehaltung betreibt, wer mit Gewinnerzielungsabsicht selbstständig, planmäßig und dauerhaft Pferde besitzt. Dies betrifft typischerweise Betriebe wie Pferdezuchtanlagen, Pensionspferdehaltung, Pferdehandelsunternehmen sowie Reit- oder Fahrunternehmen.

2. Muss ich für meinen Reiterhof ein Gewerbe anmelden?

Ja, für einen Reiterhof mit Dienstleistungen wie Pferdevermietung, Reitunterricht oder Pensionspferdehaltung ist in der Regel eine Gewerbeanmeldung notwendig, besonders wenn Sie damit Ihr Einkommen erzielen.

3. Wie hoch darf die Stallmiete angesetzt werden?

In der Regel beträgt die Monatsmiete für einen Stall mit Vollpension, einschließlich Reitplätzen und/oder einer Reithalle, zwischen 300 € und 400 €. In der Nähe großer Städte können diese Kosten jedoch bis zu 600 € pro Monat erreichen.

4. Wann braucht man einen Sachkundenachweis für Pferde?

Gemäß §2 des Tierschutzgesetzes (TSchG) benötigen Personen, die sich um Pferde kümmern, sie trainieren oder transportieren, angemessene Kenntnisse in Bezug auf Haltung, Fütterung, Pflege, Umgang und Bewegung der Tiere. Für die gewerbliche Pferdehaltung ist laut §11 TSchG eine Genehmigung vom zuständigen Veterinäramt notwendig.

5. Wann gilt ein Pferdehof als landwirtschaftlicher Betrieb?

Solange neben Unterstand und Fütterung der Pferde nur ein Reitgelände ohne weitere Anlagen und Einrichtungen zur Verfügung gestellt wird, zählt Pensionspferdehaltung zur Land- und Forstwirtschaft.

6. Welche Voraussetzungen müssen für die Gründung eines Reiterhofs erfüllt sein?

Für die Gründung eines Reiterhofs sind Kenntnisse in Pferdehaltung und -pflege, eine Gewerbeanmeldung, eine Genehmigung des Veterinäramts, ausreichend Land und Stallungen, sowie die nötigen Versicherungen (Unfallversicherung, Betriebshaftpflicht) erforderlich. Zudem sind Kenntnisse in Betriebsführung und Kundenmanagement wichtig.

7. Wie hoch sind die durchschnittlichen Anfangsinvestitionen für die Eröffnung eines Reiterhofs?

Die Anfangsinvestitionen für einen Reiterhof liegen typischerweise zwischen 100.000 € und 500.000 € je nach Größe der Anlage. Diese Kosten umfassen Landkauf, Stallbau, Ausrüstung, Anfangsbestand an Pferden, sowie Versicherungen und Betriebskapital für die ersten Betriebsmonate.

8. Wie erstelle ich einen Businessplan für meinen Reiterhof?

Am Anfang eines Businessplans für einen Reiterhof, gilt es das Geschäftsmodell zu definieren, also das konkrete Angebot sowie Ihre Zielgruppe. Wenn das Geschäftsmodell steht, planen Sie alle weiteren Aspekte Ihrer Existenzgründung im Detail, d.h. von der Rechtsform über den Standort, die Mitarbeiter und das Marketing bis hin zur Kapitalbedarfsplanung und Finanzierung. Businessplan-Vorlagen unterstützen bei der Ausgestaltung des Businessplans und sind vor allem bei der Finanzplanung eine große Hilfe.

9. Welche rechtlichen Aspekte müssen bei der Einstellung von Personal auf einem Reiterhof beachtet werden?

Beim Einstellen von Personal auf einem Reiterhof müssen arbeitsrechtliche Bestimmungen beachtet werden, einschließlich Vertragsbedingungen, Mindestlohn, Arbeitszeiten und Urlaubsansprüche. Zudem sind Sozialversicherungspflichten und ggf. berufsspezifische Qualifikationen wichtig. Auch Sicherheits- und Gesundheitsschutzvorschriften am Arbeitsplatz sind zu berücksichtigen.

10. Welche Einnahmequellen sind für einen Reiterhof am lukrativsten?

Die lukrativsten Einnahmequellen für einen Reiterhof umfassen Reitunterricht, Pensionspferdehaltung, Veranstaltung von Reitcamps und Workshops, Pferdeverleih, Ausritte und geführte Touren. Zusätzlich können der Verkauf von Pferden, Zucht, therapeutisches Reiten sowie das Anbieten von Event- und Freizeitaktivitäten erheblich zum Umsatz beitragen.

 
Michael Mohr

Michael Mohr

Michael Mohr ist Gründer und Inhaber des Online-Verlags Vorlagen-Center (www.vorlagen-center.com). Vorlagen-Center bietet Premium-Vorlagen für den geschäftlichen und privaten Einsatz, beispielsweise für Businesspläne, Arbeitszeugnisse, Bewerbungen und Verträge. Umfangreiches Kaufmanns- und Rechtswissen erlangte Michael Mohr durch zwei Studienabschlüsse, mehreren Stationen als Angestellter in der freien Wirtschaft sowie durch eine Selbstständigkeit als Existenz- und Unternehmensberater. Privat ist er sportbegeisterter Familienvater und hat zwei Söhne.

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