Welche Vorteile bietet ein Joint Venture?

von | Okt 6, 2022 | Unternehmensführung | 0 Kommentare

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Lesezeit: 4 Minuten

Start-ups stehen für innovative Geschäftsmodelle, die sich häufig von den klassischen Organisationsformen traditioneller Unternehmen lösen. Experimentierfreudigkeit gehört nicht zuletzt zu den Charakterzügen, die sich bereits bei der Gründung und der Umsetzung von Geschäftsideen zeigen. Im Blindflug in das Abenteuer Selbstständigkeit zu starten, ist allerdings kein Zeichen maximaler Flexibilität, sondern ein absolutes No-Go. Dem Rat und dem Vorbild erfahrener Unternehmer zu folgen, kann sich als hilfreich erweisen. Warum also nicht ein Joint Venture in Betracht ziehen? Was genau dahintersteckt und welche Chancen sich für Jungunternehmen ergeben, erfahren Sie hier.

Was ist ein Joint Venture?

Joint Venture ist ein Begriff aus dem Englischen, der auch hierzulande zu einem festen Begriff geworden ist. Wörtlich übersetzt würde man von einem „Gemeinsamen Wagnis“ sprechen. Gemeint ist damit die Kooperation von zwei oder mehr Unternehmen, ohne dass diese ihre Eigenständigkeit verlieren. Die hinter dem Zusammenschluss stehenden Parteien bzw. Gesellschaften bleiben nach wie vor in allen rechtlichen und wirtschaftlichen Belangen unabhängig, teilen sich jedoch Verantwortung und Risiko.

Ziel ist es, ein langfristiges gemeinsames Projekt ins Leben zu rufen, um gegenseitig von bereits erschlossenen Märkten und Know-how zu partizipieren. Die Partnerunternehmen bringen zudem Kapital oder Produktionsmittel mit ein und bündeln so ihre Ressourcen. Joint Venture Beispiele finden sich oft bei internationalen Partnerschaften. Wer beispielsweise als deutsches Unternehmen in China oder Indien Fuß fassen möchte, wählt häufig diesen Weg. Die Zusammenarbeit mit einem dort ansässigen Betrieb erleichtert den Einstieg in den fremden Markt. In China ist es sogar so, dass ausländische Firmen außerhalb einer Kooperation mit einem dort heimischen Unternehmen strengen Geschäftsrestriktionen auferlegt sind.

Symbolbild, 4 Menschen in Anzügen geben sich die Hand als Zeichen für Kooperation - Welche Vorteile bietet ein Joint Venture?

© Blue Planet Studio – stock.adobe.com

Abgrenzung von der Tochtergesellschaft

Eine Tochtergesellschaft bezeichnet ein Unternehmen, das von einer Muttergesellschaft abhängig ist, welche maßgeblichen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit des Tochterunternehmens ausübt. Bei einem Joint Venture sind die Partnerunternehmen hingegen gleichberechtigt und nach wie vor eigenständig. Allerdings können die Beteiligten ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, welches den Status einer Tochtergesellschaft einnimmt. Bestehende Tochter- und Mutterunternehmen können jedoch kein Joint Venture gründen, da die Gründungsunternehmen unabhängig voneinander sein müssen. Entsteht ein Gemeinschaftsunternehmen, spricht man von Equity Joint Venture. Contractual Joint Venture ist die Bezeichnung, wenn nur eine Vertragsbeziehung besteht.

Warum Joint Venture gründen?

Nicht nur als Start-up gibt es viele Bereiche, die neue Herausforderungen an ein Unternehmen stellen. Expansion und die Erschließung neuer Märkte zählen zu den wichtigsten Dingen, um sich dauerhaften Erfolg zu sichern. Und genau dies ist einer der Hauptgründe, eine Kooperation mit einem anderen Unternehmen einzugehen und gegebenenfalls eine gemeinsame Tochtergesellschaft zu gründen. In der freien Wirtschaft gewinnt diese Art der kooperativen Zusammenarbeit, nicht zuletzt aufgrund der fortschreitenden Globalisierung, mehr und mehr an Bedeutung. Die Vertragspartner müssen nicht der gleichen Branche angehören (horizontales Joint Venture). So strebt Bosch an, ins Batteriezellengeschäft zurückzukehren und zu diesem Zweck eine Allianz mit VW zu schmieden. Man spricht hierbei von einem konglomeraten Joint Venture. Weitere Partnerschaften wären solche zwischen Firmen ähnlicher Branchen und Unternehmen unterschiedlicher Wertschöpfungsstufen (etwa ein Hersteller von Getränkeautomaten und ein Getränkehersteller).

4 Menschen halten jeweils ein Puzzleteil in der Hand - Symbol für eine Kooperation - Welche Vorteile bietet ein Joint Venture?

© Pcess609 – stock.adobe.com

Joint Venture: Vorteile und Nachteile

Für Start-ups sind insbesondere Kooperationen interessant, die auf einer finanziellen Unterstützung basieren. Innovationskraft und Dynamik trifft auf Erfahrung und Finanzstärke – so könnte man den Zusammenschluss sehen. Kommen etablierte Partner ins Spiel, kann ein erfolgversprechender Ideen- und Wissenstransfer zwischen Unternehmen in Gang gesetzt werden, der es erlaubt, neue Märkte zu erschließen. Idealerweise ergänzen sich reale Markterfahrungen und interessante Ansätze für neue Geschäftsmodelle und generieren die ein oder anderen Wettbewerbsvorteile. Wichtig ist, dass sich die Partner auf Augenhöhe begegnen und ihre Kräfte und Ressourcen bündeln. Jedes Start-up sollte sich bewusst machen, dass das größte Risiko bei dieser Partnerschaft in falschen Erwartungen liegt. Daher sollten alle angestrebten Unternehmensziele im Detail festgelegt werden.

4 Menschen in Business Outfit scheinen einen Streit zu haben

© deagreez – stock.adobe.com

Nachteile des Unternehmenszusammenschlusses:

  • Widersprüche in den Unternehmenszielen aller Beteiligten
  • Konflikte lassen sich schwieriger beiseitelegen
  • Abfluss von Know-how; dadurch unter Umständen Verschärfung der Wettbewerbssituation nach Beendigung der Partnerschaft

Worauf man als Start-up bei einem Joint Venture achten sollte

Das größte Problem für Jungunternehmen ist es jedoch, überhaupt erst einmal Kooperationspartner zu finden und nach der Existenzgründung auf sich aufmerksam zu machen. Bei der Suche nach Joint Venture Partnern sollten Unternehmer darauf achten, dass es gemeinsame Zielsetzungen gibt, ohne dass die Parteien in eine Konkurrenzsituation geraten. Darüber hinaus sollten die Vorstellungen bezüglich der Arbeitsweise übereinstimmen. Es empfiehlt sich, das Marktumfeld einer genauen Analyse zu unterziehen (was bereits bei der Erstellung eines Businessplanes geschehen sollte) und geeigneten Partnern unverbindlich eine kooperative Zusammenarbeit vorzuschlagen. Ist dieser Schritt gemeistert, gilt es, die jeweiligen Erwartungen und Anforderungen klar zu definieren. Um Kompetenzgerangel zu vermeiden, müssen alle Zuständigkeiten geregelt sein.

Der perfekte Businessplan (PDF Version)

Rechtliche Grundlage für die Partnerschaft zweier oder mehrerer Unternehmen bildet der Joint Venture Vertrag. Dieser definiert die Eckpunkte des Unterfangens, wie etwa:

  • Finanzierung
  • Management
  • Rechtsform
  • Gewinnverteilung
  • Wettbewerbsverbote
  • Lizenzvergabe und Lizenzgebühren
  • Aus- und Weiterbildungsvereinbarungen
  • Sachmittelbereitstellung
Joint Venture Agreement

© motortion – stock.adobe.com

Wichtig: Auf keinen Fall sollte man die wettbewerbsrechtlichen bzw. kartellrechtlichen Bestimmungen vernachlässigen. Bei internationalen Joint Ventures sind zudem Gesetzgebung und Infrastruktur des jeweiligen Landes zu berücksichtigen.

Welche Rechtsform für das Joint Venture?

Grundsätzlich ist keine bestimmte Rechtsform für eine Unternehmenskooperation obligatorisch. Meist gründen die beteiligten Unternehmen eine Kapitalgesellschaft, da diese die beschränkte Haftung bietet. Ebenfalls beliebt sind die GmbH und die AG. So können die Gründungsunternehmen als Gesellschafter fungieren. Welche Rechtsform sich jeweils am besten eignet, sollte vor der Gründung geprüft werden, idealerweise unter Zuhilfenahme einer eingehenden Rechtsberatung. Nicht zuletzt auch deswegen, damit nicht unbeabsichtigt gegen kartellrechtliche oder andere juristische Grundsätze verstoßen wird.


Bildquelle
Beitragsbild (Symbolbild Joint Venture): © Coloures-Pic – stock.adobe.com

 
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