- Artikel-Nr.: FL10013
Das Arbeitszeugnis ist für die Karriere von großer Bedeutung. Es stellt für Personalchefs die wichtigste Grundlage zur Auswahl neuer Mitarbeiter dar. Oftmals ist das Arbeitszeugnis sogar der einzige Nachweis für die erbrachten Leistungen in zurückliegenden Arbeitsverhältnissen. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass in Deutschland pro Jahr ca. 4 Millionen Arbeitszeugnisse ausgestellt werden.
Eine komplexe Rechtslage macht die korrekte Erstellung und Interpretation eines Arbeitszeugnisses jedoch zu einer Herausforderung. Denn Arbeitszeugnisse müssen einerseits wahr sein, gleichzeitig aber auch wohlwollend formuliert werden, um das berufl iche Fortkommen eines Arbeitnehmers nicht zu erschweren und ihm eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben.
Der Zielkonfl ikt zwischen Wahrheit und Wohlwollen hat im Laufe der Jahre zu einer Art Zeugnistechnik in Form einer Verschlüsselungssprache geführt. Bestimmte Aussagen werden hierbei nicht im Klartext, sondern per „Geheimcode“ verdeckt gemacht. Viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer besitzen nicht die Expertise zur rechtlich einwandfreien Formulierung eines Arbeitszeugnisses.
Beim Lesen und Bewerten von Arbeitszeugnissen ist also Vorsicht geboten. Nicht alles, was gut klingt, muss auch positiv gemeint sein. Mit diesem Ratgeber erhalten Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine praktische Hilfestellung, ein Arbeitszeugnis professionell und korrekt zu erstellen oder ein erhaltenes Dokument qualifi ziert zu interpretieren. Der Leser erhält Antwort auf alle wichtigen Fragen und erfährt auch, wie er bei Problemen mit dem Arbeitszeugnis richtig vorgeht.
**** LESEPROBE ****
3. Inhalte des Arbeitszeugnisses
Der Aufbau eines qualifizierten Arbeitszeugnisses richtet sich nach einem allgemeingültigen Grundschema. Dieses ist zwingend einzuhalten, da sich sonst schnell auf ein wenig fachkundig erstelltes Arbeitszeugnis schließen lässt.
Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis sollte nach folgendem Grundschema erstellt werden:
• Überschrift („ Arbeitszeugnis“, „Zwischenzeugnis“)
• Einleitung
• Unternehmensbeschreibung
• Aufgaben und Tätigkeitsbeschreibung
• Leistungsbeurteilung
• Zusammenfassende Leistungsbeurteilung
• Sozialverhalten
• Schlussabsatz
• Ausstellungsort, Datum und Unterschrift
3 .1 Überschrift
Das Abschlusszeugnis sollte mit einem Betreff namens „Arbeitszeugnis“ oder „Zeugnis“ beginnen. Handelt es sich um ein Zwischenzeugnis, wird die Überschrift in „Zwischenzeugnis“ abgewandelt.
Überschriften wie „Beurteilung“ oder „Arbeitsbescheinigung“ sollten sowohl im Zwischen als auch im Abschlusszeugnis dringend vermieden werden, da es sich rechtlich gesehen in solchen Fällen nicht um ein Arbeitszeugnis handelt. Darüber hinaus würden durch solche Bezeichnungen auch negative Rückschlüsse auf die beurteilte Person gezogen werden.
Eine Ausnahme in Bezug auf die Überschrift besteht für Auszubildende und Beamte. Im Abschlusszeugnis für Auszubildende sollte als Überschrift der Begriff „Ausbildungszeugnis“ gewählt werden. Im Endzeugnis für Beamte sollte als Überschrift die Bezeichnung „Dienstzeugnis“ verwendet werden.
3 .2 Einleitung
Die Einleitung eines Arbeitszeugnisses umfasst folgende Angaben:
• Vor und Nachname des Arbeitnehmers
• Akademischer Grad
• Geburtsdatum und Geburtsort (nur auf Wunsch des Arbeitnehmers)
• Eintritts und Austrittsdatum
• Dauer der Beschäftigung
• Stellen oder Berufsbezeichnung
• Beförderungen
• Hierarchische Einordnung
• Kompetenzen
Gemäß des allgemeinen Gleichbehandlungsgrundsatzes (AGG) sollte der Arbeitgeber auf die Nennung von Geburtsdatum und Ort verzichten. Auf ausdrücklichen Wunsch des Arbeitnehmers können diese Angaben jedoch aufgenommen werden.
Durch die Nennung der Stellen bzw. Berufsbezeichnung erhält der Betrachter direkt im ersten Satz des Zeugnisses eine Vorstellung davon, inwieweit das Profil des Bewerbers mit dem Anforderungsprofil übereinstimmt.
Sofern sich die berufliche Tätigkeit während des Beschäftigungsverhältnisses verändert hat, sollte dies ebenfalls direkt in der Einleitung zum Ausdruck gebracht werden. Gerade wenn mehrere Beförderungen genannt werden können, lässt sich eine konsequente Weiterentwicklung des Mitarbeiters darstellen. Sofern der Arbeitnehmer während der gesamten Beschäftigung immer die gleiche Stelle ausgeführt hat, ist kein Werdegang erforderlich.
Für die zuletzt ausgeführte Position des Arbeitnehmers ist eine hierarchische Einordnung vorzunehmen, etwa wem der Arbeitnehmer unterstellt war und gegebenenfalls wie viele Mitarbeiter er selbst führte.
Wichtig sind auch Angaben zu den Kompetenzen sowie zum Verantwortungsumfang des Arbeitnehmers, z.B. die Höhe des Einkaufsvolumens für einen Einkäufer, die Budgethöhe bei einem Controller oder das Umsatz und Ertragsvolumen bei einem Verkäufer. Sofern der Arbeitnehmer mit Handlungsvollmacht oder Prokura ausgestattet war, sollte dies ebenfalls genannt werden.
Während die Anschrift des Arbeitnehmers nicht in ein Arbeitszeugnis gehört, ist die Anschrift des Arbeitgebers dem offiziellen Briefbogen des Arbeitnehmers zu entnehmen, auf dem das Arbeitszeugnis gedruckt wird.
3 .3 Unternehmensbeschreibung
Die Unternehmensbeschreibung ist kein gesetzlicher Pflichtbestandteil des Arbeitszeugnisses. Allerdings ist es besonders für kleine oder mittelständische Unternehmen sinnvoll, gerade wenn sie nur regional agieren, im Arbeitszeugnis einige Worte über das Unternehmen einzubauen. Ein künftiger Arbeitgeber erhält so direkt einen Einblick von der Art, der Größe und der Organisation des Unternehmens und kann einschätzen, ob sich ein potenzieller Mitarbeiter auch im neuen Unternehmen zurechtfinden würde. Denn die Arbeitsweise und die Organisation innerhalb eines Konzerns unterscheiden sich beispielsweise erheblich von einem Familienbetrieb.
Typische Unternehmensinformationen sind:
• Branche
• Jahresumsatz
• Mitarbeiterzahl
• Standorte
• Produkte
• Dienstleistungen
• Marktposition
• Erfolgsfaktoren
Eine überzeugend formulierte Unternehmensbeschreibung verbessert nicht nur die Chancen des Arbeitnehmers auf dem Arbeitsmarkt, sondern dient auch dem Unternehmen als eine Art Marketinginstrument, indem es sich der Branche positiv verkauft. So ist es nicht verwunderlich, dass in den letzten Jahren immer mehr Unternehmen dazu übergehen, eine Unternehmensbeschreibung in das Arbeitszeugnis zu integrieren.
Bei der Formulierung der Unternehmensbeschreibung ist darauf zu achten, dass diese niemals länger ausfällt als die Aufgabenbeschreibung des Arbeitnehmers. Dies würde interpretiert werden, als ob das Unternehmen zwar erfolgreich am Markt tätig war, der Mitarbeiter jedoch wenig erfolgreich gearbeitet hat.
3 .4 Aufgaben- und Tätigkeitsbeschreibung
In der Aufgaben und Tätigkeitsbeschreibung beschreibt der Arbeitsgeber das gesamte Arbeitsfeld des Arbeitnehmers vollständig und präzise. Ziel ist, dass sich ein außenstehender Dritter ein umfassendes Bild vom potenziellen Arbeitnehmer machen kann.
So muss anhand des Arbeitszeugnisses erkennbar sein, ob ein Bewerber dem Anforderungsprofil einer ausgeschriebenen Stelle entspricht oder nicht. Deshalb sind der konkrete Verantwortungsbereich, Aufgaben, Spezialaufgaben und Projekte zu nennen.
Wie umfangreich und komplex der Aufgabenbereich dargestellt wird, hängt von der Position, der Berufserfahrung und der hierarchischen Einordnung des Arbeitnehmers ab. Bei der Beschreibung der einzelnen Aufgaben sollten die branchenüblichen Bezeichnungen und Begriffe verwendet werden.
Die einzelnen Aufgabenbereiche können entweder im Rahmen eines Fließtextes ausformuliert oder als Aufzählung in tabellarischer Form dargestellt werden. Zur Stärkung der Struktur und Übersichtlichkeit empfiehlt sich die tabellarische Form. Hierbei werden die wichtigsten Aufgaben zuerst und später die weniger wichtigen Nebentätigkeiten aufgeführt.
Die Erstellung der Aufgaben und Tätigkeitsbeschreibung kann durch folgende Dokumente und Informationen unterstützt werden:
• Stellen und Arbeitsplatzbeschreibung
• Tatsächlich im Arbeitsalltag ausgeführte Aufgaben und Tätigkeiten
• Inhalte des Arbeitsvertrags
• Erreichte Leistungen und Erfolge
• Mitarbeitergespräche
**** ENDE DER LESEPROBE ****
Verlag: | Vorlagen-Center |
Autor: | Michael Mohr |
ISBN: | 978-3-96019-003-5 |
Erscheinungsjahr: | 2017 |
Anzahl Seiten: | 86 |
Format: | Printversion (Softcover) |