Inhaltsverzeichnis
- Wie Sie sich als Jurist selbstständig machen
- Welche grundlegenden Anforderungen an eine Rechtsanwaltskanzlei müssen erfüllt sein?
- Was gehört alles in den Geschäftsplan?
- Welche Rechtsform empfiehlt sich, um eine Kanzlei zu gründen?
- Welche Versicherungen sind nötig?
- Bestehende Rechtsanwaltskanzlei übernehmen oder neue Kanzlei gründen?
Wie Sie sich als Jurist selbstständig machen
Schon während des Studiums träumen viele angehende Juristen davon, ihre eigene Kanzlei zu gründen. Damit dieses Unterfangen klappt, gehört aber schon etwas mehr dazu, außer sich mit Paragraphen auszukennen. Welche Punkte beim Eröffnen einer Anwaltskanzlei beachtet werden sollten, erfahren Sie hier.
Welche grundlegenden Anforderungen an eine Rechtsanwaltskanzlei müssen erfüllt sein?
Natürlich muss ein angehender Rechtsanwalt Jura studiert haben. Um sich als Anwalt selbstständig zu machen und eine Kanzlei zu gründen, bedarf es aber noch einiger weiterer Schritte. Bei der Anwaltskammer vor Ort muss nämlich eine Zulassung zur Anwaltschaft gewährt werden. Dabei wird geprüft, ob der Anwärter für das Richteramt befähigt ist. Voraussetzung hierfür ist ein rechtswissenschaftliches Studium an einer Universität mit der ersten Prüfung und einem anschließenden Vorbereitungsdienst (Rechtsreferendariat) mit erfolgreicher zweiter Staatsprüfung, was gleichbedeutend ist mit der Bezeichnung Volljurist.
Außerdem darf bei ihm keine Unwürdigkeit festgestellt werden, die ihn für die Anwaltstätigkeit als nicht geeignet ausgibt. Das kann zum Beispiel ein Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Versicherung sein. Da solch eine eidesstattliche Versicherung für die Rechtspflege von enormer Bedeutung ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Person wegen so eines Vergehens die Anwaltszulassung verweigert wird. Generell kommt hier jedes Fehlverhalten infrage, welches das Vertrauen in die Integrität der Rechtsanwaltschaft beeinträchtigen kann.
Die neu gegründete Rechtsanwaltskanzlei muss dann bei der Anwaltskammer angemeldet werden, danach auch beim Finanzamt. Wenn auch Rechtsanwaltsgehilfen eingestellt werden sollen, müssen auch diese Mitarbeiter angemeldet werden und zwar bei der Krankenkasse, der zuständigen Berufsgenossenschaft und beim Finanzamt. Danach gilt es, weitere Vorbereitungen zu treffen, die auch bereits im Businessplan festgehalten werden sollten.
Was gehört alles in den Geschäftsplan?
Ein Businessplan für freie Berufe, wie es der Anwaltsberuf ist, dient nicht nur dazu, mögliche Geldgeber zu überzeugen, sondern auch der eigenen Klarheit und Struktur und sollte zu allen wichtigen Fragen die relevanten Informationen beinhalten.
Das Portfolio und die Marktanalyse
Was sind die Schwerpunkte der juristischen Tätigkeit? Soll es eine Kanzlei werden für Familienrecht oder eher für Wirtschaftsrecht? Gibt es neben dem Studium Zusatzqualifikationen für bestimmte Fachbereiche? Wie viele andere Anwälte gibt es in der Umgebung der Kanzlei? Welche Schwerpunkte bietet die Konkurrenz an? Gibt es einen Bedarf an einem Fachgebiet, das in der Region noch nicht (stark) vertreten ist? Diese Fragen müssen Sie sich stellen, wenn Sie eine Kanzlei gründen möchten. Die Konkurrenzsituation lässt sich leicht ermitteln, indem man das Anwaltsverzeichnis oder Branchenbücher zu Rate zieht.
Die Kosten
Welche Fixkosten fallen an für den Erwerb oder die Anmietung und gegebenenfalls Renovierung von Räumlichkeiten? Welche Aufwendungen kommen für die Erstausstattung sowie die Werbemaßnahmen zu Beginn der Existenzgründung auf den oder die Gründer zu? Welche laufenden Kosten für Miete, Personal, Betriebskosten, Steuern, Gebühren, Beiträge, Marketingmaßnahmen und Versicherungen sind zu erwarten? Auch gerade bei den Finanzen bietet ein gut ausgearbeiteter Business-Plan wichtige Hilfe.
Der Standort
Bei der Wahl des Standortes ist nicht nur die Frage entscheidend, wie viele andere Anwälte bereits in der Umgebung angesiedelt sind. Die Anwaltskanzlei sollte ja auch gut zu erreichen sein mit dem Auto und mit dem öffentlichen Nahverkehr. Deshalben sollten Sie sich auch folgende Fragen stellen: Gibt es dort genügend Parkplätze für die Mandanten? Lässt sich das Büro gut finden?
Fremdfinanzierung
Wenn die eigenen Mittel nicht ausreichen, um erfolgreich eine Kanzlei zu gründen und alle wichtigen Punkte des Businessplans abzudecken, gibt es natürlich die Möglichkeit, einen Kredit aufzunehmen. Sind die Formalitäten durchdacht und der Plan überzeugend entworfen, werden die Banken sicherlich Kapital zur Verfügung stellen. Darüber hinaus gibt es aber auch noch die Möglichkeit, Fördergelder zu bekommen. Von der Agentur für Arbeit gibt es etwa den sogenannten Gründerzuschuss, den auch selbstständige Anwälte beantragen können. Zusätzlich gewähren manche Förderbanken wie die KfW oder Bund und Länder spezielle Förderprogramme.
Welche Rechtsform empfiehlt sich, um eine Kanzlei zu gründen?
Bei der Frage, welche Rechtsform man wählen sollte, wenn man sich als Anwalt selbstständig machen will, geht es zunächst in einer Grundsatzfrage darum, ob man die Anwaltskanzlei als einzelner Anwalt betreiben möchte oder im Team. Bleibt man alleine, kann man natürlich alles nach den eigenen Vorstellungen gestalten, ohne sich mit anderen Kollegen absprechen und Kompromisse schließen zu müssen. In diesem Fall ist man oft freiberuflich tätig, was den Vorteil hat, dass man kein Gewerbe hat und dementsprechend auch keine Gewerbesteuer anfällt.
Will man aber eine Kanzlei mit mehreren Juristen gründen, bietet dieses Team diverse Vorteile. Andere Juristen können zusätzliches Kapital und zusätzliche Kontakte mitbringen und erweitern das Portfolio der Themen, die die Rechtsanwaltskanzlei abdeckt. Außerdem lässt sich das finanzielle Risiko, das jede Existenzgründung mit sich bringt, auf mehrere Personen verteilen.
Als Rechtsform im Team kommt dann etwa die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) in Betracht. Diese Form gibt es für Unternehmer jeder Art, die ihr Gewerbe gemeinsam betreiben wollen und für dieses dann uneingeschränkt, also auch mit ihrem Privatvermögen, haften. Wenn zwei (oder mehrere) Anwälte eine Kanzlei gründen und dies als GbR tun wollen, spricht man von einer Sozietät. Die GbR bietet den Vorteil, dass weder Körperschafts- noch Gewerbesteuern anfallen.
Als weitere beliebte Gesellschaftsform für Kanzleien kommt die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) in Frage, die im Gegensatz zu der GbR die Haftung mit dem Privatvermögen ausschließt. Lediglich das eingebrachte Gesellschaftsvermögen unterliegt hier dem unternehmerischen Risiko. Steuerlich betrachtet handelt es sich hier um ein Gewerbe, was dementsprechend das Anfallen der Gewerbesteuer mit sich bringt.
Bei einer Partnerschaftsgesellschaft (PartG) tun sich Personen des gleichen Berufsstandes zusammen, die jeweils als Geschäftsführer fungieren können. Eine Haftung für mögliche gravierende Fehler muss auch hier uneingeschränkt übernommen werden, aber nur für den Partner, der für den Fehler verantwortlich ist. Will man für diesen Fall die Haftung mit dem Privatvermögen ausschließen, kann man eine Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung (PartGmbB) ins Leben rufen.
Welche Versicherungen sind nötig?
Einige Versicherungen sind notwendig, um eine Kanzlei zu gründen. Pflicht für einen Rechtsanwalt ist die Berufshaftpflichtversicherung, ohne die die Zulassung nicht erteilt wird. Bezüglich der Kranken- und Pflegeversicherung besteht die Option, sich privat versichern zu lassen oder auch in der gesetzlichen Versicherung zu bleiben, wenn man aus einem Angestelltenverhältnis heraus in die Selbstständigkeit wechselt.
Nicht verpflichtend, aber dringend geboten ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Hier muss aber ein genaues Augenmerk auf die Vertragsdetails gelegt werden, da die Versicherer versuchen, manche Gründe für die Berufsunfähigkeit als Grund für die Zahlungsverpflichtung ihrerseits vertraglich auszuschließen.
Schließlich können Sie sich noch versichern gegen Schäden im Büroraum oder an der Einrichtung durch Abschluss einer Sachversicherung oder einer Bürohaftpflichtversicherung. Ob dies sinnvoll dies ist, hängt vom Wert der versicherten Posten ab und kann nicht allgemein beantwortet werden.
Bestehende Rechtsanwaltskanzlei übernehmen oder neue Kanzlei gründen?
Es gibt Unternehmensbörsen, die neben anderen Unternehmenstypen auch Anwaltskanzleien anbieten, die zur Übernahme angeboten werden. Anstatt eine komplett eigene Kanzlei zu gründen, können Sie eine bestehende übernehmen. Die Übernahme einer bestehenden Rechtsanwaltskanzlei hat viele Vorteile, wenn man sich als Anwalt selbstständig machen möchte. Es gibt schon Büroräumlichkeiten, die nicht erst angemietet und ausgestattet werden müssen. In den meisten Fällen ist auch schon ein eingespieltes Team an Rechtsanwaltsgehilfen und Büropersonal vorhanden, das übernommen werden kann. Der Hauptvorteil jedoch ist der, dass schon ein fester Stamm an Mandanten da ist und Sie direkt mit der Arbeit loslegen können.
Bildquelle Beitragsbild: © goodluz – stock.adobe.com
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